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The Avengers

Eigentlich bin ich ja garkein richtiger Fan der (meisten) Marvel-Superhelden. Zu quietschig bunt sind mir immer die Kostüme, zu überhöht die Storylines, zu naiv und zu kitschig das gesame Comic-Universum, so sehr ich mich auch sonst für die sequentielle Kunst, auch mit starken Männern mit besonderen Fähgikeiten, zu begeistern vermag. Aber natürlich habe ich mich bisher auch immer gefreut auf einen neuen Genre-Auswurf als Film. Die ersten größeren Umsetzungen für die große Leinwand waren zudem auch durchaus beeindruckend bis grandios: Blade (1998), X-Men (2000) oder Spiderman (2002). Es folgten diverse Fortsetzungen, deren Qualitäten stark schwankten, aber es zeigte sich definitiv, dass mit einem visionären Regisseur, einem feinen Drehbuch und genug Dollarn an Budget der Superhelden-Stoff zumindest unterhaltsames Popcorn-Kino sein konnte, oftmals sogar mehr (die Fantastic Four-Auswürfe vergessen wir mal ganz schnell). Naja, und wenn ich ganz ehrlich bin, so habe ich mich besonders in frühen Kindheits- und Jugendtagen der Faszination von den bunten Helden auf buntem Papier ohnehin nie entziehen können (annodazumals schön übersetzt als Die Rächer übrigens)…

Seit 2008 produziert die Firma Marvel Studios zur Gänze ihre eigenen filmischen Umsetzungen der Comic-Superhelden-Stoffe. Iron Man und The Incredible Hulk machten den Anfang. Beide liefen überaus erfolgreich an den internationalen Kinokassen. 2010 und 2011 folgten Iron Man 2, Thor und Captain America: The First Avenger. Einen besonderen Clou gaben all diese Streifen nach dem Abspann in einer kurzen Szene preis: ein gewisser Nick Fury erschien um den jeweiligen Helden für die sogenannte ‚Avengers Initiative‘ zu rekrutieren. Spätestens jetzt horchte der geneigte Fan auf und wusste zugleich, dass hier eine Vorgeschichte zum ultimativen Marvel-Film mit dem Titel The Avengers gesponnen wurde.

2012 sollte es schließlich soweit sein und die weltweite Nerd-Gemeinschaft harrte ungeduldig auf die Premiere aus. Noch wichtiger für Kenner war allerdings die Information, dass niemand geringerer als Joss Whedon selbst die Regie hierfür übernehmen würde und zudem das Drehbuch mitverfasste. Vielleicht stellt jetzt jemand die nicht ganz unwesentliche Frage, wer denn dieser ominöse Joss Whedon sei? Ich erwähne an dieser Stelle ’nur‘ die famos-grandiose Serie Firefly, derer ich an dieser Stelle gehuldigt habe. Allein er war für mich der Hauptgrund, ganz großes Kino vor meiner Beschauung des ultimativen Marvel-Superhelden-Films zu erwarten…

“There was an idea to bring together a group of remarkable people, so when we needed them, they could fight the battles that we never could…“

Der Zorn eines Gottes

Die Geheim-Organisation S.H.I.E.L.D., unter der Führung von Nick Fury (Samuel L. Jackson), ist im Besitz des sogenannten Tesseracts, einem mächtigen Artefakt aus einer anderen Dimension. Als sich seine Kräfte entfesseln, öffnet sich ein Portal, aus dem Loki (Tom Hiddleston) hervortritt. Der nordische Gott aus dem Exil will sich der Erde untertan machen und ‚rekrutiert‘ mit Hilfe von Gedankenkontrolle sogleich den Agenten Hawkeye (Jeremy Renner) und andere, um dann mit dem Tesseract in seinem Besitz zu fliehen.

Als Antwort auf den Angriff, setzt Nick Fury die ‚Avengers Initiative‘ in Kraft. Captain America (Chris Evans), Iron Man (Robert Downey Jr.) und Hulk (Mark Ruffalo) werden herbei gerufen, um als gemeinsames Team gegen den neuen Feind für die Menschheit zu kämpfen. Die Frau an der Seite der Superhelden ist Black Widow (Scarlett Johansson), die die wohl beste Agentin der Organisation S.H.I.E.L.D. ist. Thor (Chris Hemsworth) stößt ebenso hinzu, um seinen Bruder Loki nach Asgard zurück zu bringen.

Doch ein echtes Team will sich mit allen diesen übergroßen Egos kaum formen lassen, zudem verbirgt Nick Fury ein dunkles Geheimnis vor den Superhelden. Nur allzu leicht lässt sich Loki schließlich gefangen nehmen und schnell wird klar, dass dies alles ein Teil seines Plans war…

“Gentlemen, you’re up!“

Superhelden und Superlativen

Die Frage ist nicht, ob The Avengers ein guter Film ist, sondern nur, wie gut er tatsächlich ist. Oberflächlich betrachtet veortet man hier vielleicht einfachen, schnellen und action-geladenen Popcorn-Spaß mit geglücktem Humor. Auf der Ebene allein funktioniert er schon ganz prächtig, aber was diese mehr als gelungene Comic-Umsetzung wirklich ausmacht, ist eine brillante Figurenzeichnung, genau die richtige Dosis an Ironie und das Funktionieren praktisch sämtlicher Elemente in einem großen Ganzen.

Joss Whedon hat es einfach wieder geschafft. Bereits in der Vergangenheit hat er mehrfach bewiesen, dass er mit größeren Charakter-Ensembles sehr gut umgehen kann (Buffy, Angel oder Firefly). In diesem Fall hat er sich als geradezu ideal für diesen Marvel-Stoff erwiesen. Allen voran gelingen ihm nämlich zwei Kunststücke: mit den teils brillanten Dialogen, deren Stellenwert mindestens so groß ist wie jener der Action-Szenen, erhalten alle Figuren genug an Raum und Screentime um sich zu entwickeln und nebeneinander zu bestehen. Gleichzeitig hat der Film die exakt richtige Portion an (gutem) Humor und Selbstironie, ohne dabei aber seine innere Glaubwürdigkeit zu verlieren. Joss nimmt die Helden und ihr Universum ernst, lässt sie aber auch gerne über sich selbst witzeln.

Auch wenn die Geschichte insgesamt doch einem gewissen, bekannten Schema folgt und es in nur wenigen Momenten zu Überraschungen kommt, so ist es vielmehr das Zwischenspiel, zwischen dem großarigen Cast und ihren überhöhten Ichs, das den Kern von The Avengers ausmacht. Typisch Joss, streut er auch immer wieder gerne etwas an Humanismus hinein, an Systemkritik und sein Faible für starke Frauenfiguren darf natürlich auch nicht vergessen werden. Neben dem zu erwartenden Highlight von Robert Downey Jr. als Iron Man, ist es auch Tom Hiddleston als Loki, der viel an Gewicht in seine Performance bringt, aber für mich ist es vor allem Mark Ruffalo, der den mit Abstand besten Hulk auf die Leinwand ’smasht‘. Sein unsicheres und kontrolliertes Spiel steht im wunderbaren Gegensatz zur entfesselten Gewalt des grünen Ungetüms, der als digitaler Spezialeffekt einfach nur cool aussieht und zudem einige der coolsten Szenen bekommt.

Formidabelst funktioniert aber auch die Action. Hier gibt es keine Wackelkameras, keine zu schnellen Schnitte. Die toll getricksten Effekte und die Stunts werden genau im richtigen Tempo in Szene gesetzt. Hier macht es endlich wieder einmal Spaß, die volle Dimension von explodierenden, prügelnden und schießenden Tableaus auf der Erde wie in der Luft (oder zwischendurch in überdimensionierten Sets) zu begutachten. Vor allem in HD und mit einem eher gelegentlich wirksam erkennbaren 3D sind diese echte Augenöffner.

“We’re not a team. We’re a time-bomb!

Aber…

Was könnte man denn nun an The Avengers bemäkeln? Nicht viel, oder auch garnichts. Der Soundtrack ist hörbar generisch, hat kaum Wiedererkennungswert (ach, wo sind bloß die wunderbaren Titel-Themen aus der Vergangenheit, die man auch gerne nachpfeifen kann, geblieben?). Hier und da krächzt die Dramaturgie etwas, wirkt das Drehbuch etwas bemüht. Der 3D-Zusatzeffekt spielt eigentlich fast keine Rolle, denn dieser wirkt in nur ganz wenigen Szenen annähernd relevant oder beeindruckend. Im Gegenzug stört er allerdings so gut wie garnicht. Vielleicht ist die eine oder andere Performance doch etwas blass zwischendurch und vielleicht ist die Haupthandlung doch etwas zu standartisiert.

Dies alles sind aber fast vergessenswerte negative Bekritelungen, die einem kaum oder garnicht auffallen mögen während des Beschauungs-Genusses.

“Hulk? Smash!“

9 / 10

Fazit von Spenz

Für mich ist The Avengers definitiv und ganz klar die bisher beste Superhelden-Comic-Verfilmung, neben The Dark Knight (2008) oder dem Klassiker Superman (1978). Hier stimmt praktisch alles: die Dialoge, die Figurenzeichnung und die Action. Die etwas platte Story oder der wenig mitreißende Soundtrack lassen sich leicht verschmerzen.

Joss Whedon gelingt mit seiner Regie und dem Drehbuch das Kunstück, genau die richtige Portion an Ironie, Humor und ausreichend Charakterentwicklung für jeden einzelnen Helden reinzupacken. Dabei wahrt der Film stets seine innere Glaubwürdigkeit und nimmt sich und sein fast schon ausuferndes Ensemble ernst. Genau so funktionieren die quietschbunte Truppe aus den quietschbunten Heften am besten.

Und so nebenbei bekommen wir auch einige wirklich gute, wirklich überzeugende Schauspieler-Leistungen von einem Robert Downey Jr. (mit den wohl besten Onelinern) als Iron Man, einem Tom Hiddleston als Superschurken Loki und ganz besonders einem genialen Mark Ruffalo spendiert, der den Hulk endlich überzeugend rüberkommen lässt.

Ich hoffe, wir bekommen in naher Zukunft erneut The Avengers in den Kinosälen zu sehen und zwar mit genau demselben Film- und Darsteller-Team. Dann könnte uns vielleicht ein sogar noch größeres und ultimativeres Superhelden-Fest der Sonderklasse erwarten…

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