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Beasts of the Southern Wild

In Sundance gab es also eine Auszeichnung für die beste Kamerarbeit und den großen Preis der Jury? In Cannes die goldene Kamera für das beste Debüt? Publikumspreise auf der ganzen Welt? Preise für Nachwuchsregie und Nachwuchsschauspiel? Oscaranwärter? Für Benh Zeitlin und seine Gruppe Curt 13 liefert eine heruntergekommene Siedlung im Sumpfgebiet Luisianas die perfekte narrative Substanz für interessante Figuren und ihre Geschichten. So gewannen sie mit ihrem Kurzfilm Glory at Sea diverse Preise und bekamen Unterstützung durch die Filmemacher-Schmiede des Sundance Filmfestivals. Zeitlin hatte eine weitere Geschichte zu erzählen: der Weg zu Stärke und Verantwortung und die Frage nach Verwurzelung und Loslösung.

„They think we’re all gonna drown down here. But we ain’t going nowhere.“

Hushpuppy in the Bathtub

Die kleine Hushpuppy lebt mit ihrem Vater in einer heruntergekommenen Siedlung namens ‚Bathtub‘. Seltsam rauhe Erziehungsmethoden, schrullige, versoffene Charaktere, Schmutz und Ekel zeichnen das Bild von einer Welt, von deren Existenz wir nichts wissen.

Obwohl er versucht, es geheim zu halten, erkennt Hushpuppy, dass ihr Vater schwer krank zu sein scheint. Als ein großer Sturm aufzieht und den Bewohnern über Nacht Häuser, Hab und Gut flutet, müssen die Menschen der ‚Bathtub‘ Initiative ergreifen, um das Wasser wieder sinken zu lassen und ihre Heimat vom Grund des Bodens zurückzuholen. Währenddessen treiben eingefrorene Auerochsen aus längst vergangener Zeit auf die Siedlung zu, denen sich Hushpuppy unweigerlich zu stellen hat.

„Strong animals know when your hearts are weak.“

Poesie und Ästhetik

Es ist mehr als deutlich, dass die urtümlichen Auerochsen das ultimative Finale für Hushpuppys Entwicklung darstellen, denn gerade die fantastisch-poetischen Elemente machen Beasts of the Southern Wild aus. Die Hindernisse und Strömungen bilden einen großen Entwicklungsprozess für das kleine Mädchen, allerdings fallen dabei immer wieder Szenen aus dem Gesamtkontext, die sich nicht mit der inhaltlichen Qualität einiger anderen messen können. Dass wir stets dicht dran sind und die Bilder der Geschichte gut zuspielen, macht nicht wett, dass die visuelle Ästhetik teilweise sehr aus ruckeligen Bildern und zuviel Fokus auf unwesentliche Details besteht.

Nicht alle Taten und Geschehnisse sind so schwer an Bedeutung, wie sie es gerne wären und fallweise kippt man dadurch aus der Intensität des Films heraus. Gerade die parallel erzählte Reise der Auerochsen verpufft am Ende in störende Bedeutungslosigkeit. Allerdings sollte man stets bedenken, dass es sich hierbei um einen Indie-Film handelt und bei diesen sei es teils durchaus erlaubt, nicht ganz ‚rund‘ zu funktionieren.

„Sometimes you can break something so bad, that it can’t get put back together.“

Neue Welt aus naiver Sicht

Wir sind in dieser Welt, die wir weder kennen, noch verstehen. Wir sehen sie aus einem Blickwinkel, den wir längst vergessen haben. Doch das macht Beasts of the Southern Wild so interessant. Und es schafft Raum für Momente, die so außergewöhnlich und anrührend sind, dass wir sie auch nach dem Abspann noch länger mit uns tragen. Die Beziehung zwischen Hushpuppy und ihrem Vater und der eigentliche Grund für ihre Reise lässt einen bewegt mitfühlen. Getrieben von fabelhaften Leistungen der beiden Hauptakteure und einem oscarreifen Score, wird Benh Zeitlins Debut sicherlich ein zeitlos gefeiertes Filmjuwel. Dazu kommt ein kosmisch-spiritueller Kontext, der, wenn auch teilweise zu dick angerührt, im Endeffekt doch überzeugt.

Soviel ist gewiss: die angekündigten Oscarnominierungen gibt es mit großer Sicherheit. Und wenn es nur die Musik ist, die sich mit Hollywoods Meistern messen darf, so verdient dieses Werk eine größtmögliche Aufmerksamkeit in aller Welt.

„My only purpose in life is to teach her how to make it.“

8 / 10

Fazit von Moviemax

Für eine der besten Leistungen, die man von einem Kind jemals sehen wird, für das Kennenlernen einer neuen, anderen Welt und einer so liebevollen wie überwältigende Inszenierung gebührt Beasts of the Southern Wild großes Lob. Im steten Kampf mit einer holprigen Ästhetik und einer teils zu dick aufgetragenen Sinnsuche ist auch Benh Zeitlins Debüt kein perfekter Film, aber das muss es auch nicht sein, denn schließlich ist allein die großartige Geschichte es wert, erzählt zu werden. Wenn wir am Ende erkennen, dass die Reise diesem kleinen Mädchen die nötige Stärke gegeben hat, um sich von ihrem Vater verabschieden zu können, wissen wir, dass sich diese Reise auch für uns gelohnt hat.

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