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Scarface

Al Pacino ist unumstritten einer der besten und auch beliebtesten Schauspieler unserer Zeit. Es gibt nur wenige Charakterdarsteller mit einem so weiten Repertoire wie der Italoamerikaner. Ob als blinder Colonel in Der Duft der Frauen (die bis dato trotz sagenhafter acht Nominierungen einzig Oscar-prämierte Rolle Pacinos), als ehrlicher Cop im Kampf gegen die Korruption in Serpico oder als italienischer Mafioso in der Saga Der Pate. Ob vor der Kamera oder auf der Theaterbühne, der inzwischen 71-Jährige weiß sein Publikum zu begeistern. Al Pacino lebt seine Rollen und genau deswegen ist das Gangsterepos Scarface heute ein Kultfilm. Denn ohne Pacinos großartige „Over-the-Top“-Performance als Tony Montana wäre der Thriller von Starregisseur Brian DePalma (Die Unbestechlichen, Mission:Impossible) nur die Hälfte wert.

„Say hello to my little friend!”

Scarface – ein weltweites Phänomen

Kürzlich wurde Scarface weltweit zum ersten Mal auf Blu-ray und in Deutschland erstmalig in seiner ungekürzten Originalfassung veröffentlicht. Und obwohl der Film immerhin schon 28 Jahre auf dem Buckel hat und für heutige Verhältnisse viele Klischees bedient, hat das Werk und allen voran die Leistung des Hauptdarstellers keineswegs an Klasse verloren. Scarface ist einer der wenigen Filme, die nicht „altern“. Das liegt zum Teil auch daran, dass er die Vorlage für viele Phänomene der heutigen Popkultur ist. Inzwischen sind Filme mit Kokain-handelnden Kubanern in Miami schon lange nichts Besonderes mehr. Doch Schuld daran ist, dass Scarface einen enormen Einfluss auf die Film- und auch die Musikindustrie hatte und noch heute gerne zitiert und – zum Teil – auch kopiert wird. Als der Film erstmals in die Kinos kam, wurde den Zuschauern eine neue Geschichte erzählt, etwas, was sie so noch nicht gesehen hatten.

Der eigentliche Inhalt von Scarface ist schnell zusammengefasst. Tony Montana wandert als politischer Gefangener von Kuba in die USA aus und arbeitet sich vom kleinen Handlanger bis ganz nach oben zum König der Unterwelt von Miami. Dies gelingt ihm allen voran dank seiner enormen Selbstsicherheit und seinem Gespür für die richtige Tat zum richtigen Zeitpunkt – und nicht zu vergessen dadurch, dass er vor Gewalt nicht zurückschreckt. Mit seiner rücksichtslosen und skrupellosen Art baut er sich ein beispielloses Gangster-Imperium auf. Doch das Spiel mit Gewalt, Drogen und Geld ist auch für Tony Montana nicht ungefährlich…

„All I have in this world is my balls and my word and I don’t break them for no one.”

Die neue Blu-ray: Extras, Extras, Extras…

Es gibt Kritiker, die Pacino vorwerfen, seine Rolle überspielt zu haben. Doch im Grunde tut der Schauspieler genau das, was der Charakter tun muss, um es an die Spitze der Drogenszene zu schaffen. Er übertreibt, aber tut das aus gutem Grund. Um sich ins Geschäft zu bringen, um Eindruck zu schinden. Gerade die Art, mit der Pacino an die Rolle herangegangen ist, macht den Film zu einem Meisterwerk. Hinzu kommt das Drehbuch von Oliver Stone. Der Regisseur von Platoon schrieb das Script in einer Zeit, in der er sich selber im Kampf gegen die Drogensucht befand. Über das Schreiben verarbeitete er menschliche Abgründe und das merkt man Scarface letztlich auch an. Es wird vor nichts zurückgeschreckt, Gewalt nicht verharmlost. Die brillante Regie von Brian DePalma und die ebenfalls starken Akteure in den Nebenrollen (unter anderem Michelle Pfeiffer und Robert Loggia) runden das Gesamtbild letztlich ab.

Der Soundtrack und die visuelle Umsetzung lassen ebenfalls keine Wünsche offen und so ist es schwer, an Scarface wirkliche Kritikpunkte zu finden. Vielen wird – verständlicherweise – die Gewaltanwendung nicht gefallen und Scarface ist Beileibe kein Film für Kinder und junge Jugendliche; erst Recht nicht in der ungekürzten Fassung. Doch der Streifen ist eben nicht nur ein Gangsterfilm, sondern vielmehr ein gesellschafts-kritisches Werk, eine Art Milieustudie. Um das zu Unterstreichen wurden im Laufe der Zeit viele Dokumentationen über den Film gedreht, es wurden immer wieder Interviews geführt und unzählige Analysen verfasst. An diesem Punkt kommt die neue Bluray- und DVD-Edition des Films ins Spiel. Denn der Käufer wird hier mit interessanten Extras regelrecht überschüttet. Ein kleiner Auszug: ein „Making-Off“, die Doku „Die Wiedergeburt von Scarface“  und eine Hommage der Hiphop-Szene an den Film, unveröffentliche Szenen, Trailer, Interviews mit den Darstellern und Verantwortlichen, eine TV-Version und vieles mehr. Für die ganz großen Fans gibt es auch noch die Box-Edition. Hier gibt es die Blu-ray in einer Zigarrenbox in Scarface-Optik plus verschiedener Fanartikeln. Die inzwischen schon fast übliche Digital Copy ist bei beiden Blu-ray-Veröffentlichungen natürlich auch mit von der Partie.

Alles in allen muss man ein großes Lob an Universal Pictures aussprechen. Man hat es geschafft, einen Klassiker in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Die Ton- und Bildqualität ist selbst in High Definition für einen Film diesen Alters eine absolute Augenweide, die Bonusmaterialien der Neuauflage sind eine Klasse für sich und einem Meisterwerk wie Scarface absolut würdig.

„You think you can take me? You need a fucking army if you gonna take me!”

10 / 10

Fazit von Wolfgang

Ich lege mich fest: Scarface ist ein Meisterwerk des modernen Films. Sicherlich trifft er nicht jedermanns Geschmack, aber die vielen Facetten, die tollen Leistungen der Schauspieler, die Regie und das Drehbuch sollten die meisten Filmfans dahin schmelzen lassen. Über den Inhalt an sich muss kaum etwas gesagt werden. Die Performance von Al Pacino ist und bleibt legendär. Wer den Film noch nicht gesehen hat – unbedingt nachholen! Und für die Neuauflage der Blu-ray kann man nur eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen.

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