Mit Lost kreierte er die wohl mysteriöseste und überraschendste Serie aller Zeiten. Mit Mission Impossible III und Star Trek zeigte er sein Gespür für exzellent inszenierte Action. In Super 8 reflektiert er seine Kindheitsträume. J. J. Abrams blickte in seinen Anfängen als Hobby-Filmemacher zu Hollywoodgrößen und deren Projekten auf. Wie Super 8 zeigt, dürften dies die 75er- bis 85er-Jahre gewesen sein, denn der Zauber von Abrams neustem Werk lehnt sich eindeutig an Unheimliche Begegnung der dritten Art und E.T. an. So etwas kann gewaltig in die Hose gehen, es sei denn der Zauberer selbst ist mit an Bord.
„If you speak of this, you and your parents will be killed.“
Liebe in Zeiten des Monsterangriffs
Wie einst J. J. Abrams seine Kurzfilme im Super 8-Format drehte, so versucht auch der filmbegeisterte Teenager Charles, ein Filmprojekt mit seinen Freunden zu vollenden. Als sie eines Nachts von zu Hause ausbrechen, um mit der toughen Alice eine Szene am entlegenen Bahnhof zu drehen, geschieht ein Zugunglück. Charles Kumpel Joe, zuständig für Maske, Spezialeffekte und Ton, beobachtet, wie etwas aus dem verunglückten Zug ausbricht und sich in die Finsternis flüchtet. Kurze Zeit später geschehen seltsame Dinge in der idyllischen Kleinstadt: Stromausfälle, Leute verschwinden und das Militär riegelt erst den Unglücksort und später die gesamte Stadt ab. Inmitten dieses Chaos kommen sich Joe und Alice immer näher, bis die Beziehung durch die Feindschaft ihrer Väter gebrochen wird. Als Alice verschwindet, machen sich die Teenies auf die Suche nach ihr und folgen dabei ebenso der Spur des Monsters.
„I know that’s your camera, sir, but technically, that’s my film.“
Wenig interessante Erwachsene und wahre Jungtalente
Der Zauberer, welcher uns so einige Kleinstadtidyllen präsentierte, um sie dann im Laufe seiner Filme auf den Kopf zu stellen, nämlich Steven Spielberg, produzierte Super 8 und gab J. J. Abrams damit die Erlaubnis, genauso vorzugehen. Man wird also in diesen Ort hineingeführt, welcher dem kalifornischen Städtchen aus E.T. gewaltig ähnlich sieht und auch die Teenager, welche mit ihren Mountainbikes von Vorgarten zu Vorgarten fahren, scheinen einem Spielberg-Frühwerk entsprungen zu sein. Die Kinder liefern allesamt sehr gute Leistungen ab und ganz besonders Elle Fanning spielt grandios. Sie schafft es im Verlauf der Handlung mehrmals, den Zuschauer durch ihr Spiel mitzureißen, sodass man so manches Mal in Momente gesogen wird, wie sie träumerischer nicht sein könnten. Selten konnte mich eine so junge Schauspielerin so sehr den Tränen nahe bringen. Dazu gehört jedoch letztendlich auch eine gute Figurenzeichnung. Diesbezüglich gab sich die Autoren sehr viel Mühe, während die Erwachsenen einfach nur anwesend sind, ohne aber entscheidend mitzuwirken. Man erkennt also, dass Abrams die Kleinwüchsigen in den Vordergrund stellt und die Welt der Erwachsenen hingegen so distanziert wie unverständlich erscheinen lässt.
Wie bereits bei Star Trek tauchen auch in Super 8 immer wieder durch Licht ausgelöste blaue Querstreifen auf. Diese Lens-Flare-Effekte sind offenbar ein gewisser Fetisch und ein Markenzeichen von J.J. Abrams. Bis auf das Zugunglück, welches herausragend choregraphiert ist und einen tricktechnischen Höhepunkt darstellt, muss man zu den Special-Effects natürlich nichts sagen. Den Standards der heutigen Zeit entsprechend, sind sie natürlich einwandfrei.
„Bad things happen… but you can still live.“
Weniger Action und mehr von den Deleted Scenes bitte
Die eigentliche Irrelevanz der Erwachsenen macht so einige Handlungserweiterungen, wie die Flucht von Joes Vater aus dem Militärlager, etwas unnütz und man hofft während des Films eher auf weitere Szenen mit den überwältigenden Jungakteuren. Bei einem Blick auf die herausgeschnittenen Sequenzen wird deutlich, dass es noch unzählige weitere Szenen mit Joe, Alice und den anderen Teenies gibt, welche für mehr magische Momente hätten sorgen können.
Desweiteren übertreibt Abrams zum Schluss immer mehr und entweicht dem Spielberg-Konzept zunehmend. Im Gegensatz zu E.T. beispielsweise setzt er weniger auf Kinomagie, als auf Effekthascherei. Dies führt zu Panzergeballer und Explosionen, wie sie in den Film eigentlich gar nicht hineinpassen. Bis zum Abspann gerät der eigentliche Super 8-Film der Teenies zu weit in den Hintergrund und die Action beginnt zu überwiegen. Es ist sehr angenehm, dass Abrams dem Alien lange Zeit aus dem Weg geht, jedoch erinnert es schlussendlich zu sehr an ein verkleinertes Cloverfield-Monster. Zum Glück setzt man in den letzten zehn Minuten wieder auf E.T.-Magie und Happy-End. Und das wirkt noch nicht einmal aufgezwungen.
„She used to look at me… this way, like really look… and I just knew I was there… that I existed.“
Fazit von Moviemax
Zusammen mit Steven Spielberg ist J. J. Abrams eine wunderschöne Reminiszenz an das Märchenkino der 80er gelungen, welche zum Ende hin zwar zu sehr auf Effekte setzt, aber stets durch seine Jungschauspieler überzeugt. Man findet sich in der schlichten Handlung schnell zurecht, schließt die Teenies ins Herz und genießt dann Augen- und Seelenfutter. Technisch ist natürlich alles einwandfrei, die Musik bleibt dezent und die Dialoge fetzen. Super 8 ist sehenswert und erzeugt des Öfteren einen magischen Sog. Wer mit Spielbergs frühen Arbeiten aufgewachsen ist, sollte sich von Super 8 gerne wieder daran erinnern lassen.
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