Erstmals: Staffel 1 der Serie Breaking Bad habe ich bereits ausführlich an dieser Stelle behandelt. Vom grundsätzlichen Setting und samt den thematischen Schwerpunkten ändert sich in den 13 neuen Episoden nichts, vielmehr werden die Charaktere noch vertieft und das Drama der Geschichte noch intensiver fortgeführt. Selbst das Figureninventar wird nur geringfügig erweitert.
Bekanntlich besteht die erste Staffel aus lediglich 7 Episoden, da aufgrund des Autorenstreiks die Serie konsequent unterbrochen wurde. Nach dem Cliffhanger der letzten Folge wird nahtlos fortgesetzt. Umso mehr sollte man die bisherige Handlung also soweit kennen, um überhaupt das Geschehen weiter verfolgen zu können.
Mit Staffel 2 erhielt Breaking Bad nicht nur eine Reihe weiterer Auszeichnungen, wie den zweiten Emmy Award für Bryan Cranston als Lead Actor, sondern steigerte auch die Anzahl der Zuseher in den USA von 1,2 Millionen auf 1,7 Millionen (was zugegebenermaßen im Vergleich zu Top-Quoten anderer Serien, wie Mein cooler Onkel Charlie mit bis zu 16 Millionen wirklich nicht viel ist, aber Breaking Bad kann sich dies offenbar leisten). Der Kabelkanal AMC hat damit zudem seinen Ruf als Sender von Qualitätsproduktionen, auch dank des Zugpferds Mad Men, umso mehr zementiert.
„Ricin. It’s an extremely effective poison.“
Das Meth bleibt blau
Walter und Jesse wächst die Sache über den Kopf. Wieder einmal. Die Herstellung vom reinsten Meth weit und breit ist eine Sache, aber damit zu dealen und an der Ware zu verdienen eine andere. Dass sie sich auf den irren Drogenboss Tuco eingelassen haben, beginnen sie schnell zu bereuen. Dem Tod in der Wüste entrinnen sie nur knapp.
Walters Lügen werden immer größer, immer abstruser. Skyler weiß längst, dass ihr Mann etwas zu verbergen hat. Sie distanziert sich immer mehr von ihm und sucht eine neue Nähe an einem anderen Ort. Walter Jr. wird von seinem verbitterten Vater zu Dingen gezwungen, die die beiden immer mehr von einander entfremdet. Die Familie bricht langsam auseinander.
Jesses Eltern schmeißen ihren Sohn aus dem Haus, was ihn obdachlos werden lässt. Die neue Wohnung bringt auch eine neue Liebe, aber er verfällt auch immer mehr dem, was er eigentlich nur verkaufen sollte. Mit seinen Leuten gelingt es ihm, das ‚Geschäft‘ auszuweiten und das Meth erfolgreicher denn je anzubringen. Jesse spielt sich mit einem zufällig erworbenen Ruf zum neuen Drogenboss auf. Aber die DEA ist ihm auf den Fersen und hat Erfolg. Viel schlimmer noch ist aber die Konkurrenz, die lieber Tote anstatt Gefangene macht.
Ein schmieriger Anwalt offeriert seine Dienste. Der Drogenkrieg in Mexiko fordert Hank alles ab. Walter gefällt sich immer mehr in der Rolle, in der man ihn fürchtet.
Und großes Unheil droht auf dem Anwesen der Familie White…
“ Better call Saul!“
Denn sie wissen nicht, was sie tun…
Erstmals: Breaking Bad ist in der zweiten Staffel ohne Zweifel auch weiterhin eine hochklassige, spannende Serie, die den Fokus auf das menschliche Drama hält, dabei stets großartig gespielt und gekonnt inszeniert wird. Allerdings geht schon sehr früh, nämlich bereits mit der zweiten Episode In der Falle, eine konsequent fortgeführte inhaltliche Stringenz ein wenig flöten. Es kommt zu reichlich aufgesetzten Überdramatisierungen und die innere Glaubwürdigkeit, schlicht der Realismus, wird gebrochen.
Irgendwie scheinen auch plötzlich die Drehbuchautoren sich nicht mehr ganz so sicher zu sein, welches Genre sie eigentlich bedienen wollen. Mit einer Folge wie Beauftragen Sie Saul befinden wir uns mit einem Mal in einer tiefschwarzen Gesellschaftssatire, deren fast schon klamaukhafter Humor aber deutlich über die Stränge schlägt und nicht mehr so wirklich zum ansonsten vorgeführten Drama-Schwerpunkt passen will. Zudem werden die Charakere immer weiter überzeichnet, was sie fast zu Karikaturen von sich selbst macht.
Man vermisst die Subtilität und damit auch die Qualität, die in wesentlich konzentrierterer, durchgehender Form in der ersten Staffel noch vorhanden waren. Vieles wirkt jetzt unentschlossen, unlogisch und fast schon wenig durchdacht. Auch werden manche der Plot-Elemente äußerst konstruiert herbei gebogen. Meister Zufall muss dann etwas zu oft Handlung und Figuren zusammenhalten. Es handelt sich dabei zwar oft genug nur um Kleinigkeiten oder störende Zwischentöne, aber bei einer sonst so hochklassig produzierten Serie, fallen diese schnell ins Gewicht und mindern den Schaugenuss.
Aber glücklicherweise erfängt sich Breaking Bad im letzten Drittel wieder und nicht zuletzt dank eines fantastischen Staffelfinales (mit ein paar kleinen Schwachstellen wiewohl) verweilt man wieder mit vollster Zufriedenheit ob dieses großartigen Stücks TV-Geschichte.
„This only works if they’re scared of you.„
Fazit von Spenz
Ich gebe zu, ich hatte mit der zweiten Staffel von Breaking Bad sehr schnell meine Schwierigkeiten. Da meine Erwartungen mit zuvor sehr hoch waren, wurde ich bereits mit der zweiten und dritten Episode deutlich zu früh enttäuscht. Das Drama war zu viel. Logikfehler tauchten auf. Die Figuren kratzten an der Unglaubwürdigkeit. Ich war richtig verärgert über den so deutlichen Qualitätsverlust.
Dann mäandert die Serie etwas zwischen den Genres herum. Erlebt man in der einen Folge noch einen so subtilen schwarzen Humor, dass man ihn fast verpassen könnte, wenn man nicht aufmerksam zusieht, wird einem in der nächsten Folge der Slapstick mit dem Holzhammer um die Ohren gehauen. Breaking Bad karikiert sich zudem manchmal fast selbst und wirkt dabei fast lächerlich.
Aber spätestens mit dem Staffelfinale bekam ich wieder Gänsehaut und ich war wieder gänzlich überzeugt. Ich habe die Figuren wahrhaftig zu lieben und zu hassen gelernt und das will wirklich einiges heißen.
Gerne würde ich hier eine höhere Gesamtwertung vergeben, aber die Schwächen fallen insgesamt doch zu deutlich auf. Selbst wenn die Serie schließlich wieder zur alten Höchstform findet und phasenweise auch noch die erste Staffel übertrifft, so ist mir der Qualitätsverlust für zu lange Zeit schlicht zu groß. Mir geht schlicht zu oft der Spaß beim Anschauen ab.
Aber man verstehe mich nicht falsch: selbst in den schwächsten Momenten ist Breaking Bad mit den 13 neuen Episoden eine wirklich famose Produktion, aber sie schafft es leider nicht, durchgehend das Niveau hoch genug zu halten und das kann ich ihr, bei aller sonst vorhandenen Güteklasse samt vieler großartigen Folgen, nicht ganz verzeihen.
DVD-Extras:
Das Bonusmaterial ist wie bei der DVD-Box von Staffel 1 mehr als vorbildlich und könnte kaum reichlicher vorhanden sein. Featurettes, Webisoden, Gag-Reel, entfallene Szenen, Fotogalerien sind neben einem Musikvideo nur einige der vielen Extras. Sogar eine Rückschau und eine Vorschau von der Serie gibt es. Hinzu kommen noch mehrere tolle Audiokommentare, die allesamt höchst empfehlenswert und informativ sind. Dies alles bei dem niedrigen Preis lässt die DVD-Box zu einer uneingeschränkten Kaufempfehlung werden.
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