„Schatz, gucken wir den neuen Ice Age Film!?“ – So oder so ähnlich fragte meine Freundin und ich muss wohl irgendwie nicht den Eindruck gemacht haben als hätte ich mich damit abgefunden gehabt in diesem Punkt der Abendplanung keinerlei Mitspracherecht geltend machen zu können… Zehn Jahre ist es her, dass der erste Teil der Eiszeit-Animation über die Kinoleinwände flimmerte. Es überrascht deshalb kaum, dass der neuste Streifen wie auch der vorherige in 3D daherkommt. Ob dies Fluch oder Segen war, sollte sich zeigen, zunächst jedoch galt es die „Ohhh, dieses Eichhörnchen ist so süß“-Ausrufe 90 Minuten lang zu ignorieren.
„Holy crab!“
Kontinentaldrift
Mit eben diesem „süßen Eichhörnchen“ namens Scrat, welches übrigens eigentlich der fiktiven Spezies der Säbelzahneichhörnchen angehört, beginnt der Film. Und, wer hätte es gedacht, der putzige Nager will wieder einmal eine seiner heißgeliebten Eicheln vergraben. Dabei gelingt es ihm allerdings dieses Mal, durch beherztes Rammen der Nuss ins Eis, eine derart große Erdspalte aufzureißen, dass er Jules Vernes Reise zum Mittelpunkt der Erde praktisch im freien Fall absolviert. Beim Erdkern angekommen nimmt das Unheil jedoch im wahrsten Sinne des Wortes erst richtig seinen Lauf. Während Scrat seiner Nuss über den Erdkern nachjagt, beginnt dieser sich zu drehen und setzt so die Teilung des letzten Superkontinents Pangaea in Gang. Das passt zwar erdgeschichtlich überhaupt nicht zusammen, hat aber weitreichenden Folgen. Denn durch die Teilung kommt es überall auf der Erde zu Erdbeben und Landverschiebungen, die auch bald schon den Lebensraum der atypischen Eiszeitherde um Manni, Sid und Diego bedrohen.
Durch eine tektonische Aufreibung werden die Drei (inklusive Sids Großmutter) vom Festland abgetrennt und treiben auf einem riesigen Eisberg hinaus auf das Meer. Von da an beginnt eine spannende und vor allem humorige Rückreise, auf der es wie immer viele Abenteuer und Gefahren zu bewältigen gilt. Nach einem Rudel hungriger Säbelzahntiger (Ice Age), dem Tauwetter (Ice Age 2) und Dinosauriern (Ice Age 3) nimmt die schräge Truppe es dieses Mal mit der wohl größten Naturgewalt sowie einer tierischen Piratencrew auf, um in ihre Heimat zurückkehren zu können.
„When you drink water through your trunk, does it taste like boogers?“
Ahoi, ihr Landratten!
Ice Age 4 ist der erste Teil der Reihe bei dem Carlos Saldanha nicht Regie führte. Stattdessen übertrug man diese Aufgabe Mike Thurmeier, der schon bei Ice Age 3 zusammen mit Saldanha das Heft in der Hand hatte. Die Schauspieler, die den Pixelprotagonisten in den bisherigen deutschen Synchronisationen ihre Stimmen liehen, sind auch im vierten Teil wieder mit an Bord – allen voran sind wohl Otto Walkes (Sid), Arne Elsholtz (Manni, u.a. Tom Hanks), Thomas Fritsch (Diego, u.a. Russel Crowe) und Daniela Hoffmann (Ellie, u.a. Julia Roberts) zu nennen. Auch dieses Mal gelingt es ihnen den herrlich überzeichneten Computeranimationen viel Charme, Witz und nicht zu vergessen die nötige Portion Leben einzuhauchen.
Man merkt dem Film an, dass Thurmeier auch schon bei nicht ganz so zartbesaiteten Produktionen wie Fight Club und Die Sopranos für deren Animationssequenzen verantwortlich gezeichnet hat. Kampfszenen kommen in kindlich abgeschwächter Form regelmäßig vor, sodass man sich vorübergehend beinahe an einen eiszeitlichen Fluch der Karibik erinnert fühlt. Technisch haben die Animationsmeister von Blue Sky hervorragende Arbeit geleistet. Doch Animationsfilme, deren computergenerierte Hauptdarsteller durch die komplette Palette menschlicher Emotionen bestechen, sind ja längst keine Seltenheit mehr. Über das Für und Wider vom 3D-Effekt lässt sich bekanntlich streiten, was generell zu sagen ist, dass der Einsatz der dritten Dimension bei Ice Age 4 nicht nervt (wie bei manch anderem aktuellen Kinofilm). Die Macher haben es verstanden den Film nicht durch Szenen zu überfrachten, die ausschließlich der Demonstration des 3D-Effekts dienen.
John Powell steuerte wie bei den vergangenen zwei Filmen die Musik bei, welche sich insgesamt stimmig in den Film einfügt.
„So tell me, when exactly will I be allowed to hang out with boys?“
Land in Sicht
Die ungewöhnlich hohe Figurenanzahl und der dann doch etwas zu minimale Plot werden durch die großartige Mischung aus Humor und Action wett gemacht, wobei sich die neuen Figuren nahtlos einfügen und der Geschichte, wie zum Beispiel Sids Großmutter, an so mancher Stelle zusätzlichen Pep verleihen.
Große Stärke des Filmes beziehungsweise der ganzen Reihe ist, dass das Grundkonzept nie wirklich geändert wurde – frei nach dem Motto: never change a running system! Letztlich erwartet man sich nicht mehr von Ice Age 4 als viele seichte Gags und skurrile Situationskomik, genau dieses Paket liefert der Film auch ab. Darüber hinaus tangiert er noch oberflächlich den Teenager-Eltern-Konflikt sowie die Generationenproblematik und trägt so vielleicht unterschwellig zur kritischen Selbstreflexion beim älteren aber auch beim jüngeren Publikum bei. Wer es anspruchsvoller mag, dem sei letztlich dann aber doch von Ice Age abgeraten.
„When I’m dead. Plus three days, just to make sure I’m dead.“
Fazit von ms91
Ice Age 4 ist mit dem aus den Vorgängern bekannten Humor ausgestattet. Im Gegensatz zum Dino-Abenteuer des letzten Teils kann der Film jedoch wieder mit den Themen aufwarten, die den ersten Teil so sehenswert machten – nämlich Freundschaft, Zusammenhalt und Familie. Dass Ice Age nicht für seine Tiefgründigkeit bekannt ist, sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben, dennoch ist der Film, meiner Meinung nach, den Kinobesuch wert – auch in 3D.
Kurzum: Gerade das junge Zielpublikum wird großen Spaß an Ice Age 4 haben, doch auch Zuschauern weit jenseits einstelliger Lebensjahre kann dieser Film uneingeschränkt empfohlen werden. Entsprechend bunt gemischt war das Kinopublikum.
Ach ja, und fast hätte ich’s vergessen – das Rätsel um (Scr-)atlantis wird übrigens auch endlich gelüftet…
2 Comments
Leave a Reply