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Mad Men – Staffel 2

Erst unlängst habe ich an dieser Stelle der ersten Staffel der äußerst formidablen US-amerikanischen Fernsehserie Mad Men ein kritisches Loblied gewidmet. Natürlich konnte ich nicht allzu lange ohne eine genussvolle Beschauungs-Fortsetzung ausharren. Also musste die zweite Staffel her und dank Bestellmöglichkeiten via Internet bekommt man ja sowas rasch und unkompliziert (als Kind des VHS-Zeitalters weiß ich, dass das nicht immer alles so schön und schnell verfügbar war). Jedenfalls hatte ich allerhöchste Erwartung nach dem gewaltig weit oben angesetzten Qualitätsniveau der ersten 13 Folgen.

“Get out of here and move forward. This never happened. It will shock you how much it never happened.”

Das Jahr, in dem die Welt am Abgrund stand…

Die Werbeagentur Sterling & Cooper in New York erfährt erfolgreiche Zeiten. Das Geschäft läuft gut und die Kunden sind zufrieden. Zwar müssen hie und da Risiken eingegangen werden und die Rechnung geht nicht immer auf, aber die Zahlen stimmen und die Kreativen sind inspiriert.

Auch Don Draper scheint den Erfolg weiterhin gepachtet zu haben. Allerdings beginnt seine Ehe langsam durch die immer offensichtlich werdenden Lügen und den heimlichen Betrügereien zu zerbrechen. Seine Frau Betty wird mit den schmerzlichen Offenbarungen konfrontiert und muss erkennen, dass ihre heile Welt und ihr perfekter Mann nie existiert haben. Beide fliehen voneinander, ertragen es aber auch nicht gänzlich alleine. Wobei Don wohl letztlich der Einsamere ist.

So wie sich die Welt verändert, so kommt es auch zu Veränderungen bei Sterling & Cooper. 1962 ist kein gutes Jahr. Marilyn Monroe verstirbt unter nicht gänzlich geklärten Umständen. Die Kubakrise macht für alle den möglichen nuklearen Holocaust greifbarer denn je. Der Werbeagentur und ihren Mitarbeitern selbst stehen auch andere Zeiten bevor. Abgründe tun sich für manche auf, während andere im schnellen Leben auf der Strecke bleiben. Die Entscheidungen aus der Vergangenheit haben ihre Konsequenzen. Immer.

“One day you’re there and there’s less of you and you wonder where that part went. If it’s living somewhere outside of you and you keep thinking maybe you’ll get it back and then you realize it’s just gone.”

Niveau ist alles

Mad Men gelingt das Kunststück mit der gesamten zweiten Staffel das Niveau auf allerhöchstem Level zu halten. Konsequent großartig bleiben Figurenentwicklung, Dialoge, Handlungsverläufe und Schauspiel (die Darsteller gehen in ihren Rollen inzwischen vollkommen auf). Hier verlassen sich die Schöpfer und Macher gänzlich auf die Stärken der Show und diese kennen sie offenbar ganz genau. Es ist wieder die kluge Subtilität und die präzise Darstellungsweise, die hier ganz und gar prächtig in Szene gesetzt wird.

Wobei für mich die Serie immer genau dann am besten ist, wenn nach langem Aufbau von Figuren und den Situationen, in die sie sich verstrickt haben, sie mit einer Szene oder oft nur mit einem Satz völlig entblößt werden oder in ihren eigenen Abgrund (oder den des Anderen) blicken müssen. Dies geschieht oft erstmals fast beiläufig, aber nur Momente später entfesselt sich das ganze Drama und die Verzweiflung kommt mit der Angst wieder hoch. Auch schön: selten sieht man in einer Serie so deutlich, wie sämtliche Handlungen der Protagonisten vor allem langfristig zu entscheidenden Konsequenzen führen, die oft genug brutal und schmerzlich sind. Jedoch passiert dies nie in moralisierender Weise, sondern vielmehr wird die Menschlichkeit dahinter deutlich. Die Vergangenheit jedenfalls, holt einen immer ein. Dass dabei die zweite Staffel komplett auf der Ersten aufbaut, beeindruckt in seiner folgerichtigen Beständigkeit.

Der Einbezug historischer Ereignisse und ihre Wirkung auf die Individuen funktioniert gerade bei dem Tod von Marilyn Monroe und der Kubakrise auf sehr gelungene Art. Die Serie schafft es dabei tatsächlich, diese Zeit und die damaligen Umstände greifbar und glaubhaft zu machen. Dies ist vor allem für heutige Generationen weit mehr als nur interessant anzuschauen.

“You are the product. You feeling something. That’s what sells. Not them. Not sex. They can’t do what we do and they hate us for it.”

9 / 10

Fazit von Spenz


Mit einer konzentrierten Konsequenz und einem äußerst stimmigen Rhythmus ist die zweite Staffel von Mad Men eine großartige Fortsetzung der großartigen ersten Staffel und zwar in allen Dingen. Anfangs musste ich mich mit den ersten Folgen noch ein klein wenig in Geduld üben, ehe die Serie ihre Intensitäten wieder voll ausspielt, aber es passiert und es könnte eigentlich kaum besser sein. Hier schneidet die feine Klinge immer langsam, immer bedächtig, immer gleich tief und dabei quillt das schön anzusehende Blut stets am Genussvollsten hervor.

Bei Mad Men drängt sich in mir langsam der Vergleich zum Jupiter der bisherigen TV-Geschichte auf, nämlich zu den Sopranos (1999-2007), die ein extrem hohes Qualiätsniveau volle sechs Staffel durchgehalten haben und dabei für alle Figuren des Ensembles eine Charakterentwicklung passieren ließen, wie es bisher noch keiner vergleichbaren Produktion gelungen ist. Nach 26 Folgen stimmt alles bei Mad Men und es sieht sehr danach aus, dass auch weiterhin alles stimmen wird. Im März 2012 wird in den USA die fünfte Staffel beginnen. Die Hoffnung auf ein großartiges Epos lebt also für mich.

DVD-Extras:

Wie bereits mit der DVD-Box zur ersten Staffel enttäuscht das Bonusmaterial auch hier wieder schwer. Keine Audiokommentare, keine Interviews und auch keine weiteren Features. Es gibt lediglich ein paar Dokus zu begutachten. Zwei beschäftigen sich mit der Stellung der Frau und der feministischen Bewegung in den 60er Jahren, während man die Dritte über die Entwicklung der Modeindustrie aus jener Zeitperiode informiert. Natürlich wird stets auf die Darstellung davon in der Serie selbst eingegangen. An sich gut gemacht und durchaus interessant, aber in quanitativer Hinsicht ist dies schlicht zuwenig.

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