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Prison Break – Staffel 2

Wer die erste Staffel von Prison Break kennt und mag, möchte sich auf keinen Fall entgehen lassen, wie es mit Michael Scofield (Wentworth Miller) nach seinem Entkommen aus der Fox River Strafanstalt weiter geht. Genau so ist es auch mir ergangen. Ich habe mir also so schnell es ging die DVD-Box besorgt und  auch die zweite Staffel fingernagelkauend angesehn.

Nachdem Staffel 1 mit außergewöhnlichem Setting, vielschichtigen Charakteren und einer immer spannend bleibenden Handlung überzeugen konnte, waren meine Ansprüche an die Fortsetzung doch recht hoch. Immerhin kommt es jetzt darauf an, die vielen, parallel laufenden Handlungsstränge der einzelnen Charaktere zu einem schlüssigen Ganzen zusammenzufassen.

„I have a feeling we’re in for a lot of surprises.“

Wanted: Dead, not alive

Anders als in Staffel 1, in der noch alle Charaktere am selben eingeengten Schauplatz „Gefängnis“ miteinander klarkommen mussten, folgen wir ihnen jetzt auf ihrer atemlosen Flucht vor sämtlichen Organen der US-Exekutive. Prison Break macht in Staffel 2 den Schritt vom Gefängnis- und Verschwörungsthriller zum Verfolgungsjagd-Roadmovie mit erstaunlicher Leichtigkeit. Die 8 (Ex-)Häftlinge finden sich nun jedoch in einem überdimensionalen Gefängnis wieder: Der Wärter, der in Fox River seine Augen überall hatte, ist jetzt jedermann auf der Straße, der ein Fahndungsfoto der Ausgebrochenen gesehen hat. Die Strafe für Fehler ist nichtmehr die Einzelhaft, sondern der Tod. Die Einsätze in diesem Spiel um die Freiheit wurden nocheinmal erhöht.

Die ohnehin schon recht turbulente Flucht der Fox River 8 durch die USA wird durch das Eingreifen des FBI Special Agent Alexander Mahone noch weiter verschärft. Mahone, gespielt vom von mir hoch verehrten William Fichtner, ist eine geniale Erweiterung zu einem ohnedies schon tollen Cast, in dem der einzige, der etwas zu schwächeln scheint, Dominic Purcell ist. Es ist den Drehbuchautoren gelungen, die Geschehnisse aus der vorangegangenen Staffel stimmig mit der Flucht in dieser zu verknüpfen. Michael hatte sich nicht nur die Baupläne des Gefängnisses in die Haut stechen lassen, sondern auch wichtige Checkpoints für die Flucht vor der Exekutive. Wie Mahone Schritt für Schritt diese Hinweise knackt, verleiht Staffel 2 genau diese unglaubliche Spannung, mit der auch Staffel eins schon so zu fesseln wusste.

„I’ve broken just about every law you can name. But it’s not just what I’ve done. It’s what others have done. Because I let them. Because I was doing what I thought was right.“

Immer noch ein Drama

Toll an Staffel Zwei ist für mich der tiefere Einblick in die Leben der einzelnen Charaktere und ihr Weg, mit der eigenen Vergangenheit und Zukunft umzugehen. Sie alle gewinnen an Facetten und wachsen mit ihren Erfahrungen. Ja, sogar T-Bag lernt man ansatzweise zu verstehen.

Die Opfer die gebracht werden mussten, um Lincoln aus dem Gefängnis zu holen belasten Michael sehr – er hat Schuldgefühle. Dieser innerliche Kampf mit dem Gewissen, das Verdrängen und das ständige Rechtfertigen seiner Taten schlägt eine weitere solide Brücke zu den Geschehnissen aus der ersten Staffel. Nicht nur die komplizierte Beziehung zu Sara Tancredi (Sarah Wayne Callies), sondern auch zum Gefängnisrektor (Stacy Keach), der eine Vaterfigur für ihn wurde, lassen uns erkennen, wie schwierig das gesamte Unterfangen tatsächlich für Michael ist.

Natürlich ist auch Alex Mahone kein simpel gestrickter strahlender Ritter, der zur Rettung des Rufs der Regierung herbeieilt. Auch er hat eine dunkle Vergangenheit und Geheimnisse, die es zu wahren gilt. Mit all seiner Intelligenz, seinen Fehlern und Ängsten ist er Scofield ein ebenbürtiger Gegner.

Und dann ist da noch die ominöse Company (mit Mr. Kim – Reggie Lee – als Gesicht), die den Flüchtlingen auf Schritt und Tritt folgt. Über Kellerman (Paul Adelstein) erfahren wir endlich mehr darüber, was diese unsägliche Verschwörung in der Regierung mit Lincoln Burrows zu tun hat. Generell hat man bei Stories, mit einer erst spät im Plot gelüfteten Verschwörung im Hintergrund, immer ein bisschen die Angst, dass auf den Inhalt dieser Verschwörung selbst ein Kind kommen hätte können – nicht so hier. Auch im Finale dieses Erzählbogens bleibt Prison Break seiner Unkonventionalität treu. Natürlich geht es um Macht, natürlich geht es um Geld, aber wenn es hart auf hart kommt, dann zählt doch noch der Mensch der dahinter steht.

„So this is the big conspiracy, huh? Bunch of little boys in suits, running around trying to kill each other? It’s pathetic.“

Spannung vs. Logik

Ach, da kommen mir so ein paar Fragen in den Sinn. Wie überlebt man einfach so eine abgehackte, wieder angenähte und wieder abgerissene Hand? Wie hält man minutenlang die Luft an ohne zu ertrinken? Warum gibt’s in jedem Gebäude Lüftungsschächte in denen ein ausgewachsener Mann unbemerkt umherkriechen kann? Wie findet man innerhalb von wenigen Stunden eine vor mehreren Monaten im Fluss versenkte Computer-Festplatte? Na ja, wenn das mal nicht zu viel des Guten ist.

„You’re afraid to fail! You’re afraid this big plan of yours ain’t gonna work out. You wanna get caught proving you can pull this thing off, be my guest.“

8 / 10

Fazit von Johanna

Von Staffel 1 komplett hingerissen, muss ich sagen, dass die zweite zwar wirklich gut ist, aber trotzdem nicht an ihren Vorgänger heranreicht. Hier kämpfen die Protagonisten jedoch gegen ganz andere Kaliber von Bösewichten – die lassen Brad Bellick (Wade Williams, genial in dieser Rolle) mitunter ziemlich arm aussehen. Dadurch bleibt der Plot erfrischend und lässt schlicht keine Langeweile aufkommen – die Serie kann immer noch durch unerwartete Wendungen und spannende Charaktere faszinieren.

Gar nicht so toll fand ich die Art und Weise, wie die Drehbuchautoren manche Charaktere der ersten Staffel einfach so verabschiedet haben. Da wurden einige echte Hingucker mit viel Potenzial früh abgesägt, was letztlich der Show ziemlich schadet. Was sollte das? Ich verstehe es nicht.

Noch dazu muss gesagt werden, dass das Finale nicht mal annähernd an die Genialität des Abschlusses der ersten Staffel heranreicht und leider auch der Ausblick auf die nächste nicht sonderlich spannend aussieht. Für mich wäre Michael Scofields Geschichte vom Ausbruch aus Fox River hiermit eigentlich beendet. Warum also noch zwei weitere Staffeln drehen?

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