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Prison Break – Staffel 3

Die dritte Staffel von Prison Break ist eines der Projekte, das erheblich unter dem Streik der Autoren in Hollywood Ende 2007 gelitten hat. Das zeigt sich vor allem in der Kürze der Staffel: lediglich 13 Folgen umfasst die dritte Runde Prison Break. Im Vergleich dazu hatten die beiden vorhergegangenen Staffeln knapp doppelt so viele Folgen. Leider erleidet die Serie dadurch einige inhaltliche Verstümmelungen und zeigt sich nur als fader Abklatsch von dem, was wir bisher bereits gesehen haben.

„Honor is a luxury men like us can’t afford.“

Anarchie und Subgesellschaft

Nach einem weiteren missglückten Fluchtversuch am Ende der 2. Staffel findet sich Michael Scofield (Wentworth Miller) im Gefängnis von Sona, Panama, wieder. Eigentlich ist die Grundsituation, derer sich Michael hier stellen muss ja interessant, aber leider glückt die Umsetzung, der an der ersten Staffel gespiegelten Handlung, nicht besonders gut. Michael sitzt im Gefängnis, Lincoln (Dominic Purcell) versucht ihn herauszuholen – und das mit immer plumper werdenden, aber für Lincoln dennoch zu durchdachten Mitteln.

In Sona herrscht Anarchie. Das Wachpersonal hat das Gefängnis verlassen und übt nur noch aus der Ferne Kontrolle aus. An der Macht ist Gangsterboss Lechero (Robert Wisdom), der seine eigene kleine Diktatur im heruntergekommenen Gefängnis aufgebaut hat. Zweikämpfe bis zum Tod, Verrat, Betrug und Misstrauen stehen an der Tagesordnung. Altbekannte Gesichter aus S1 und S2 findet man in Sona auch zuhauf, was leider in manchen Fällen für meinen Geschmack zu konstruiert wirkt.

Die Idee einer eigenen kleinen Gesellschaft hinter den Mauern des schäbigen Gefängnisses von Sona mag packend und ungewöhnlich sein, ist in seiner Konzeption aber weit weniger durchdacht und interessant als jene der Fox River Staatsstrafanstalt aus Staffel 1.

„You don’t actually think that killing someone’s going to help you get out of here?“

Neue und altbekannte Charaktere

Susan B. aka Gretchen Morgan (Jodi Lyn O’Keefe), Sammy (Laurence Mason), der General (Leon Russom), Sofia (Danay Garcia) – sie alle sind bedauerlicherweise kein tatsächlich würdiger Zuwachs zur Besetzung von Prison Break. Wo T-Bag (Robert Knepper), C-Note (Rockmond Dunbar) und Abruzzi (Peter Stormare) unberechenbar waren und bei mir Gänsehaut erzeugten, handeln die „Neulinge“ vorhersehbar und bleiben flache Charaktere mit wenig Tiefgang. Leider wurde auch mit vielen bereits bekannten Charakteren derartiges Schindluder getrieben, dass man sie in Staffel 3 kaum noch wiedererkennt.

Besonders auffallend ist der Qualitätsschwund bei Gretchen Morgan und Whistler (Chris Vance). Gretchen Morgan fühlt sich für mich an wie ein Mittel zum Zweck. Ein neuer Bösewicht wurde benötigt, und um es mal etwas abwechslungsreicher zu gestalten sollte es eine Frau sein, die sogar noch härter ist als die Männer. Dieser Schuss ging meiner Meinung nach hinten los. In ihrer verzweifelten Härte und dem vielen Fluchen wirkt sie erbärmlich und schwach. Als Bösewicht wirkt sie langweilig und ihre Motive sind eher banal. Whistler hingegen ist in seiner Geheimnistuerei weniger faszinierend als einfach nur lästig.

„You’re my get-out-of-jail-free card. Just survive.“

Verstaubte Themen

Michael denkt sich einen Plan aus, es gibt Komplikationen, andere kommen dahinter und erpressen ihn um mitkommen zu können: Das alles kennen wir schon. Das Thema erschöpft sich zusehends, und das nicht zuletzt, weil das Grundmotiv für einen Ausbruch ja aus der Welt geschaffen wurde – Lincolns Unschuld und falsche Anklage. Ein für mich sehr wichtiges Story-Element fällt bedauerlicherweise weg: Michaels Masterplan. Es wird keinerlei Bezug mehr dazu hergestellt und das Ziel aus Staffel 1 und 2 löst sich einfach in Luft auf. Jeder Zusammenhang und durchgezogener Spannungsbogen fehlt.

Viel zu spät erfolgen die wichtigen Enthüllungen, und viel zu lange wird um den heißen Brei herumgetänzelt. Tatsächlich wird die Auflösung solange verschleiert bis beinahe jede Spannung in der Erzählung schwindet. Diese Probleme mögen durch den Autorenstreik noch vergrößert worden sein, hat man doch mit 20 Folgen gerechnet, und nicht mit nur 13. Aber ich habe trotzdem den Eindruck, dass aus diesem Stoff ohnehin nicht mehr viel herausgeholt werden hätte können.

Es gibt mir einfach zu wenig Neues. Mittlerweile habe ich die Vorgehensweise durchschaut: Es gibt einen Plan, der am Anfang von allem steht, dann gibt’s Cliffhanger und alles kommt anders als man dachte. Manche Charaktere werden berechenbar und das ist wirklich sehr schade.

„As soon as the lights go out, I’m gone. With or without you.“

4 / 10

Fazit von Johanna


Ich sage nicht, Staffel 3 von Prison Break sei schlecht, aber sie hält niemals mit S1 und S2 mit. Vorhersehbarkeit, fehlende Logik, absurde und überhastete Handlungsstränge nehmen Prison Break die einzigartige Qualität, die es so ausgezeichnet hatte. Spannung und Überraschungsmomente bleiben aus, es stellt sich ein fader Nachgeschmack mit jeder angeschauten Folge ein. Mein Gefühl während des Schauens war vergleichbar mit dem, das ich bei Charmed oder Grey’s Anatomy hatte – nicht besonders Nerven aufreibend also. Die Charaktere verlieren an Glaubwürdigkeit und Tiefe. Der Schwenk von der Verfolgungsjagd zurück um Gefängnis-Schauplatz funktioniert nicht so gut, wie von Staffel 1 zu 2. Klar, im ersten Augenblick ist Sona kaum mit Fox River vergleichbar – wenn man aber genauer hinsieht ist hier fast alles das Gleiche, nur eben schäbiger. Der Kreis hat sich geschlossen. Hätte ich doch bloß nach Staffel 2 zu schauen aufgehört.

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