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Stirb Langsam – Ein guter Tag zum Sterben

Stirb Langsam (im englischen Originaltitel Die Hard) erblickte als langlebige Filmreihe 1988 das Licht der Kinowelt. Dem Regisseur John McTiernan (Jagd auf Roter Oktober, Der 13. Krieger) gelang eine mitreißende Variation des ‚Einzelkämpfer gegen Terroristen‘-Prinzips und schuf einen Klassiker des Thriller-Genres. Vor allem aber war es der Durchbruch in Hollywood für Bruce Willis, der hier mit deutlich mehr Haaren auf dem Kopf als heute, in der Rolle des John McClane einen neuen Archetypen des geläuterten Actionstars verkörperte.

 Es sollten drei weitere Fortsetzungen folgen, deren Qualität allerdings deutlich variierte. In den Augen des geneigten Kritkers war von äußerst gelungen (Stirb langsam: Jetzt erst recht, 1995) über gehoben-durchschnittlich (Stirb langsam 2, 1990) bis hin zu überzogen-schlecht (Stirb langsam 4.0, 2007) alles dabei.

 2013 mimt Bruce Willis also wieder den sichtlich gealterten und sichtlich haarloseren John McClane. Diesmal ist es John Moore im Regiestuhl, der allerdings mit dem Remake von Das Omen (2006) und der Computerspiele-Verfilmung Max Payne (2008) eher unterdurchschnittliches und wenig erwähnenswertes ablieferte. Tja, das sollte schon einmal ein ganz gutes Indiz für den nunmehrig fünften Stirb Langsam-Teil sein…

“Killing bad guys! That’s your thing!“

Moskau, Moskau…

John McClane (Bruce Willis) begibt sich nach Moskau, um seinen seit langer Zeit verschollenen Sohn ausfindig zu machen. John ‚Jack‘ McClane Jr. (Jai Courtney) agiert dort im Auftrag des CIA (’spy shit‘) um den Terroristen Komarov (Sebastian Koch) für den Austausch von geheimen Informationen, die gleichzeitig eine Bedrohung für einen hochrangigen Politiker der russischen Regierung darstellen, außer Landes zu schaffen. Vater und Sohn geraten unter diesen spannungsreichen Prämissen natürlich in eine leichen- und actionreiche Tour de Force…

“You got a plan?“

Die alte Leier…

Es war ja durchaus zu erwarten und es hätte vermutlich noch belangloser ausfallen können, aber Stirb Langsam – Ein guter Tag zum Sterben ist vor allem eines: dieselbe alte Leier aller vergleichbaren Action-Reißern der Vergangenheit bis heute. Haben sich die Vorgänger teils noch um neue Ideen, gelungene Humor-Einlagen, interessante Antagonisten oder noch sadistischere Quläreien für die Hauptfigur des John McClane bemüht, so fällt dies alles im fünften Teil fast komplett weg. Action, Handlung, Dramaturgie: alles läuft nach einem reichlich bekannten Schema ab.

Zugegeben, hie und da funktioniert der Film durchaus. Einige Stunt- und Action-Szenen sind durchaus nett anzusehen. Ein paar gut getimte One-liner sorgen für ein Grinsen. Erfreulich auch, dass die Action-Sequenzen nicht so hoffnungslos überzogen sind wie im vierten Auswurf. Ja, ein paar nette Anspielungen an vorangegangene Teile erkennt der Kenner wieder. Aber trotz einiger positiver Elemente bleibt am Ende so gut wie nichts über, was einem wirklich im Gedächtnis verhaften würde oder auch nur ein wenig in Begeisterung verweilen ließe.

“Me and my boy here, we’re gonna put a whuppin‘ on ya!“

Langweilige Figuren und schwächelnde Mimen…

Bruce Willis hat offenkundig ein wenig die Lust am Spiel verloren, zumindest was ’seinen‘ McClane betrifft. Zu oft blickt er so müde wie unmotiviert in die Kamera. Zu selten lässt er seinen alten Charme und Witz aufblitzen (auch schwer bei dem Drehbuch). Dumm nur, dass sein Sohnemann alias Jai Courtney noch weniger zu bieten hat. Er bleibt durchgehend erstaunlich blass und kann nur selten überzeugen, wenn auch die Grundprämisse, dass der Nachwuchs mit dem Erzeuger fast ebenbürtig ist und ähnlich viel rummetzeln darf, ein durchaus interessanter Ansatz ist. Leider will die Dynamik zwischen den beiden aber so gar nicht funktionieren, wo doch gerade dieses Element in dieser Figurenkonstellation so besonders wichtig gewesen wäre. Das hat mit Samuel L. Jackson (Pulp Fiction, Django Unchained) im dritten Teil nach dem Buddy/Sidekick-Prinzip deutlich besser geklappt.

Bisher hatte die Stirb Langsam-Reihe meist interessante bis faszinierende Antagonisten zu bieten, allen voran das böse deutsche Brüderpaar dargestellt von Alan Rickman (Robin Hood – König der Diebe, Harry Potter) und Jeremy Irons (Der König der Löwen, Lolita), aber im fünften Auswurf vermag es der deutsche Charakter-Schauspieler Sebastian Koch (Das Leben der Anderen, Stauffenberg) nicht wirklich eine besondere Perfidie auf der Leinwand zu entwickeln. Zu oft wirkt er deplatziert oder gar überfordert in der Rolle des Terroristen Kamarov.

“Need a hug?“

Das mangelnde Leid…

Als partieller Freund der Stirb Langsam-Reihe ist es aber vor allem ein Aspekt, der mir eher ungut an diesem, vorläufig letzten Auswurf aufgefallen ist: Bruce Willis als John McClane leidet zu wenig. Ja, es überschlägt ihn zwar mehrfach in mehr als einem Fahrzeug, aber in der Folge hustet er einmal, humpelt zwei Meter und hat genau einen Riss in der Hose. Immerhin nach mehreren Schuss-Wechseln blutet er sichtlich, aber es sollte doch mehr rote Farbe sein, die seine Kleidung tränkt. Und schließlich, nach dem Finale, stöhnt er zwar ein wenig vor sich hin und liegt etwas länger auf dem Boden, aber sonst?

Nein, dies ist nicht der John McClane, der barfuß durch Glassplitter läuft, als blutendes Häuflein Elend im Schnee liegt oder mit ungezählten Verletzungen noch immer vorwärts kriecht, stöhnend und fluchend den nächsten Bösewicht um nietet. Und wo verdammt ist Yippie Yah Yei Schweinebacke!“ geblieben?

McClane war stets die Verkörperung des gequälten, leidenden und gebrochenen Helden, der aber immer blutüberstromt seine eigene Physis überwindet um den Feind wider allen Erwartungen dennoch zu schlagen. Jede Leiche auf seinem Weg hat zumindest ein Mal der Pänetration mehr auf seinem Leib bedeutet und auch wenn die Selbstaufgabe so verlockend wie erlösend erschien, er hat dennoch weiter gekämpft. Etwas untypisch zu vergleichbaren Action-Figuren war McClane nie ein moralisch einwandfreier, unverletzlicher oder durch höhere Ideale motivierter Held. Er hat nie in einem Auftrag gehandelt, er suchte die Gefahr nie. Zwang und Zufall sind einzig relevant für sein Handeln. McClane war immer der gebrochene Held wider Willen, stets am Boden und dennoch triumphal. Denn der Erlöser muss immer zuerst leiden, eher er die Welt erretten kann.

Tja, mit Teil 4 und 5 ist dieses Prinzip definitiv aber ordentlich verwässert worden…

“Hang on, John!“

4 / 10

Fazit von Spenz

Muss man Stirb Langsam – Ein guter Tag zum Sterben gesehen haben? Definitiv nicht. Ist er für Freunde des gepflegten Action-Popcorn-Kinos und der vorangegangenen Teile empfehlenswert? Mitnichten. Ist er die reinste Vergeudung von Zeit und Geld? Naja, nicht unbedingt.

Ein gewisser Spaß ist ja dabei, aber unterm Strich überwiegt die Irrelevanz und gepflegte Langeweile. Der bisher fünfte Auswurf der Reihe ist zwar nicht so ärgerlich überzogen und weitgehend schwach wie der Vorgänger, hat aber sonst kaum Erinnerungswürdiges zu bieten.

Leider ist es aber vor allem die Figur des John McClane selber, die sowohl darstellerisch durch Bruce Willis als auch durch Regie und Drehbuch hier weitestgehend blass, uninteressant und zu einer gewissen Belanglosigkeit verkommt. So gut wie alle herausragenden Charakteristika eines alternativen Action-Heros gehen weitestgehend verloren und was bleibt ist ein weiterer generischer Kämpfer in einer generischen Handlung gegen generische Gegner. Und das braucht man sich als Kinogeher mit einem gewissen Anspruch nun wirklich nicht mehr anzusehen…

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