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The Dark Knight

The Dark Knight: der Abspann lief und ich war völlig von den Socken. Hans Zimmers Soundtrack dröhnte noch in meinen Ohren und ich musste mich erstmals sammeln. Der übliche Rundumblick zu den Freunden um gleich in ihren Gesichtern abzulesen, wie begeistert sie denn von diesem Meisterwerk der verfilmten Comicliteratur waren. Einhelliges Nicken, einhellige Worte. Ja, ein wahrhaft denkwürdiger Kinoabend.

“And… here… we… go.“

Die Darsteller und ein Mephisto persönlich

Wo soll ich nur anfangen mit meiner Lobestirade? Erstmals ist der Cast so wie schon bei Batman Begins (2005) absolut großartig wie kaum in einer Big Budget Produktion. Christian Bale, Michael Cane, Morgan Freeman, Gary Oldman… alleine diese vier gehören schon zu den besten Schauspieler unserer Zeit. Bale verkörpert dabei so perfekt wie keiner seiner Vorgänger den Dunklen Ritter in seinem gesamten Auftreten. Aber auch die Werdung, Genesis und der Untergang von Two-Face (Aaron Eckhart) ist darstellerisch und vom Drehbuch her ein cineastischer Genuss. Und über allen grandios und genial: Heath Ledger, der bis zur absoluten Selbstaufgabe spielt und so erschreckend umwerfend in seiner Rolle als die anarchistische Essenz des absoluten Mephisto aufgeht. Seine Performance lässt beinahe alle anderen Figuren verblassen, wenn nicht gar vergessen. Allein die zwei göttliche Szenen, als er in fast absoluter Stille in einem traumgleichen Moment den Kopf aus dem fahrenden Auto hält um die Nacht Gothams in sich aufzusaugen und der Schlussdialog zwischen Batman und Joker, als dieser im Licht badend mit einer 180 Grad verdrehten Perspektive in die Kamera kreischend lacht. Ja, das ist das richtig großes Kino. Der tragische Tod von Heath Ledger kurz nach der Beendigung der Dreharbeiten haftet dem Film natürlich auch etwas an und gibt dem Ganzen eine etwas melancholische Dimension.

“Wanna know how I got these scars?“

Eine Geschichte aus Gotham City

Generell ist das Script stellenweise genial. Die innere Verflechtung zwischen den Figuren, deren Werdegang und deren Motivation sind, getragen von der epischen Story, der eigentlich Triumph des Films. Dies gipfelt in brillanten Dialogen, die so in ihrer komplexen Tiefe wohl jemals zuvor in einer Comicverfilmung zu sehen waren. Es geht um Moral, Anarchie, Wahrheit, Lüge und Opfer. Welchen Preis ist man bereit zu zahlen für die Vorstellung einer höheren Ordnung? Ist das Chaos letztlich das unvermeidliche Ende von allem? Was bringt den Wahnsinn hervor und wie erschafft er Grotesken wie Joker oder auch Batman?

Zu verdanken haben wir diese fantastisch geschriebene und inszenierte Geschichte dem Meisterregisseur Christopher Nolan, der in der Vergangenheit bereits mit Memento (2000) und Prestige (2006) große Erfolge bei Kritikern und Publikum erlangen konnte. Ein Autorenfilmer der Postmoderne par excellence, von dem noch sehr viel zu erwarten sein wird.

“You have nothing, nothing to threaten me with. Nothing to do with all your strength.“

Der triumphale Ernst einer Comicverfilmung

The Dark Knight ist kein leichter Tobak, keine Gummibärchenschnulze aus dem Disneyland, wie (zumindest früher) Comics, speziell auch die mit den Supermännern, gern gesehen wurden. The Dark Knight ist düster, brutal, beängstigend und vor allem glaubhaft innerhalb seiner konzeptionellen Welt. Regie, Drehbuch und die Darsteller selbst nehmen ihre Figuren absolut ernst, hier gibt es keine ironischen Zwischentöne, keine plumpe Selbstrelativierung, keinen deplatzierten Comedy-Quatsch. Für einen Film mit einem so hohen Budget ist es umso erstaunlicher, dass er praktisch vollständig auf massentaugliche Klischees verzichtet, sondern, speziell was Comicverfilmungen betrifft, deren Grenzen sprengt und über die Vorlage weit hinausgeht.

Wiewohl The Dark Knight kein perfekter Film ist, ich halte ihn sogar für etwas overhyped. Zu konstruiert wirkt er phasenweise, die Action-Szenen schwächeln gerne mal etwas, die Stadt Gotham hat fast vollständig seinen Gothic-Look verloren und wirkt fast beliebig, die Entstellung von Dent ist etwas zu überzogen, gelegentlich geht der Rythmus in der Inszenierung verloren und Maggie Gyllenhal als Rachel Dawes geht leider im Drehbuch und besonders neben ihren Kollegen ein wenig zu sehr unter.

Es bleiben aber die unvergesslichen Triumphe: brillante Dialoge, geniale Einzelsequenzen und ein Heath Ledger als Joker, der wahrlich posthum den Oscar verdient…

“Why so serious?“

Batman ist nicht gleich Batman

Tja, wie es der Zufall will habe ich im Vergleich dazu den ersten Batman aus dem Jahre 1989 von Tim Burton erst kürzlich im Fernsehen wiedergesehen. Dieser fällt dabei nur allzu sehr ab gegen den Dunklen Ritter. Zu konservativ inszeniert, zu naiv, zu klamaukig, zu simpel gestrickt und auch etwas langweilig… So großartig Jack Nicholson generell als Schauspieler auch ist, so erschreckend lächerlich wirkt er im Vergleich zu Heath Ledger als Joker. Kim Basinger ist ohnehin nur Staffage und Michael Keaton kann als Bruce Wayne oder Batman im starren Kostüm nur ganz selten wirklich überzeugen. In den (wenigen) besten Momenten blitzt freilich der surreale Irrsinn von Tim Burton durch (was übrigens in der Fortsetzung Batmans Rückkehr wesentlich besser rüberkommt), das Batmobil sieht heute noch verdammt cool aus und die Stadt Gotham entspricht wesentlich mehr der Comicvorlage und hat eben dieses wunderbare Gothic-Flare, das man wie gesagt gänzlich in The Dark Knight vermisst. Klar, Batman ist ein anderer Film, teils nicht wirklich vergleichbar, wo sich dieser wohl auch wesentlich mehr an der klassischen Vorlage und den frühen Comics von Bob Kane orientiert. Überdeutlich wird freilich auch, wie unterbewertet damals noch Comicfiguren in ihrem Potential der Darstellung wurden (Comics selbst daher auch). Generell ist der Vergleich zwischen diesen beiden Werken ein Lehrbeispiel dafür was sich in den letzten 20 Jahren in Sachen Genre-Film oder gar in der Popkultur generell massiv geändert hat.

Höchst interessant im Übrigen der Bodycount von Batman in dem Vorgänger aus den 80ern. Der metzelt sich nämlich ordentlich durch die Schergen Jokers und diesen selbst letztlich auch. Wenn man bedenkt, dass in The Dark Knight es ein fundamentales Thema ist, dass Batman niemanden tötet (so wie auch in den Comics, mit ein paar Ausnahmen), wirkt dies in dem Fall mehr als nur befremdlich wenn nicht gar bedenklich im Sinne der Figur.

Höchst interessant allerdings auch, wie The Dark Knight einzelne Szenen von Batman aufgreift, neu interpretiert und neu inszeniert. Der Kampf in der Straßenschlucht, im einen mit dem Batwing, im anderen mit dem Batpod… im Finale sorgt er im einen dafür, dass Joker in den Abgrund stürzt, im anderen rettet er ihn vor seinem sicheren Ende…

“You and your kind, all you care about is money. This city deserves a better class of criminal. And I’m gonna give it to them!“

10 / 10

Fazit von Spenz

Was bleibt ist für mich wohl der Film des Jahres, eine der besten Comicverfilmungen überhaupt (wobei ich The Crow nach wie vor ein wenig bevorzuge), die wiederum über das Comic selbst weit hinaus geht und natürlich der beste Batman-Streifen überhaupt. Dem Regisseur Christopher Nolan ist vermutlich sein bisher größtes Werk gelungen. Doch etwas abgeschlagen sind für mich Batman Begins (2005) und Batmans Rückkehr (1992). Batman Forever (1995) war noch erträglich, aber über den, den ich hier nicht erwähnen will, hüllen wir lieber den dicksten Mantel des Schweigens, den wir finden können (auch damit wir Gummikostüme mit Nippel vergessen können). Mag The Dark Knight auch insgesamt etwas overhyped sein und doch auch seine Schwächen haben, so ist er doch ein Meisterwerk. Ihn zu erleben ist tatsächlich ein Erlebnis.

…danke Mr. Nolan und danke Heath…

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