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The Mandalorian Review zu S01E01: Der Mandalorianer

The Child ©Disney

„The Mandalorian“ heißt der metaphorische Sternenzerstörer, mit dem Disney auszieht, um aus allen Laserkanonen feuernd den aktuellen Video-on-Demand-Markt anzugreifen. Eins vorweg: Die Attacke hat die Wucht, die Macht zu erschüttern!

Mit Disney+ gesellt sich der Konzern um die berühmte Maus zu bisherigen Streaming-Anbietern wie Netflix, Amazon Prime oder Sky. Weil die Screentime und Aufmerksamkeit der Konsumenten heiß umkämpft ist, lockt Disney Neukunden mit neuen Serien der größten hauseigenen Franchises. Sowohl das Marvel Cinematic Universe als auch „Star Wars“ bekommen exklusive Inhalte auf der neuen Plattform. Der überzeugendende Anfang nennt sich „The Mandalorian“ und ist die allererste Realserie im „Star Wars“-Universum. In acht Episoden folgt die erste Staffel dem Abenteuer eines mandalorianischen Kopfgeldjägers und seinem kleinen Zögling, den das Internet als Baby Yoda kennt. Der Ausflug in die weit entfernte Galaxis zahlt sich aus – auch für jene, die „Star Wars“ das letzte Mal gut fanden, als es noch „Krieg der Sterne“ hieß.

Eskapoden Podcast Unsere Gedanken zur neuen Disney-Serie „Mandalorian“ in gesprochener Form könnt ihr übrigens auch in unserem neuen Podcast „Eskapoden“ hören, in dem Mo und Jo nach bester „Frühstück in Westeros„-Tradition über Serien, Filme, Spiele, Popkultur und die Freuden des Eskapismus sprechen!

Kapitel 1: Der Mandalorianer – „The Mandalorian“

Ein eisiger Planet in graublauem Zwielicht: Der Mandalorianer (Pedro Pascal; Oberyn Martell aus „Game of Thrones“) geht auf eine kleine Basis zu. Dort bedrohen in einer Spelunke ein paar Halsabschneider einen blauhäutigen, sympathisch wirkenden Mythrol (Horatio Sanz), auf den offenbar ein Kopfgeld ausgesetzt ist. Als Mando die Bar betritt, kommt es bald zum Kampf. Es stellt sich heraus, dass Mando selbst wegen des Kopfgeldes auf den Mythrol hier ist. Mando zwingt ihn, mitzukommen. Am Weg zum Raumschiff werden sie von einem riesigen Monster attackiert, das Mando aber kaum aus der Ruhe bringt.

Ein imperialer Herzog

Im Raumschiff versucht sich der charmante Mythrol noch herauszureden und einen Ausweg zu finden, wird jedoch in bester Han Solo-Manier von Mando in Karbonit eingefroren. Was in Episode 5 noch einen eigenen Raum brauchte, kann Mando schnell und unkompliziert in seinem Schiff – der Razor Crest – erledigen. Nach der Landung erhält Mando ein maues Kopfgeld von Greef Karga (Carl Weathers; „Rocky“, „Predator“). Dieser scheint eine Art Gildenmeister der Kopfgeldjäger-Gilde zu sein und die Aufträge zu verteilen. Mando bittet Greef um einen lukrativeren Auftrag. Greef schiebt ihm einen Auftrag unter der Hand zu. Er soll sich mit einem mysteriösen Klienten (Werner Herzog) treffen. Der Klient entpuppt sich als ehemaliger Imperialer, der noch von einigen loyalen Sturmtruppen umgeben ist. Damit lässt sich die Serie in einen chronologischen Kontext setzen. „The Mandalorian“ spielt nach den Ereignissen von „Episode 6: Return of the Jedi“ und damit nach der Zerstörung des zweiten Todessterns und dem Zerfall des Imperiums. Der Klient ist bereit, für das lebende Fangen eines Ziels einen hohen Betrag in Form von Beskar – auch mandalorianisches Stahl genannt – zu bringen, einem sehr robusten und wertvollen Metall.

Fremde Planeten, fremde Sitten

Vom seltenen Beskar-Stahl gibt es sogar eine Vorauszahlung, mit welcher der Mandalorianer zu seinem Orden geht. Dort wird das äußerst seltene Metall von einer Rüstungsschmiedin (Emily Swallow; „Supernatural“) zu einem neuen Schulterpanzer für Mando gegossen. Bräuche und Riten der Mandalorianer werden angedeutet – aber nicht näher erläutert. Hier zeigt sich eine der größten Stärken der Serie und von „Star Wars“ generell. „Show, don’t tell“ heißt eine gängige Regel für gutes Geschichten-Erzählen. Das bedeutet, man soll Story-Elemente wie etwa Beziehungen von Charakteren aber auch die Regeln und Bräuche der Welt einfach zeigen und sie nicht unnötig und explizit für das Publikum erklären. Genau darin ist „Star Wars“, wenn es nicht gerade irgendeinen fadenscheinigen Hokuspokus über Midi-Chlorianer erzählt, immer schon ausgesprochen gut gewesen. Man denke etwa an die Space-Slug in „Episode 4“, in die der Millenium Falke fliegt oder die Grube von Carkoon im sechsten Teil. Diese Situationen zeigen verrückte, eigenwillige Gegebenheiten, überlassen die Deutung und Interpretation aber dem Publikum.

„I have spoken“

Mando folgt den Hinweisen zu seinem nächsten Kopfgeld-Ziel auf den kargen, steinigen Planeten Arvala-7. Nach der Landung trifft er auf einen Ugnaught namens Kuiil (gesprochen von Nick Nolte). Die kauzigen Ugnaughts kennen „Star Wars“-Fans aus der Wolkenstadt Bespin. Kuiil will einfach nur in Frieden in seinem Tal leben, doch er beklagt, dass in letzter Zeit vermehrt Kopfgeldjäger die Ruhe stören. Damit endlich keine Kopfgeldjäger mehr auftauchen, entscheidet sich Kuiil, Mando zu helfen. Dafür muss Mando aber erst lernen, auf einem Blurrg zu reiten, weil es keine Speeder in der Nähe gibt. Auf dem Blurrg – einem zweibeinigen Tier – reitet Mando zu einer kleinen Basis, in der sich sein Ziel befinden sollte. Sie wird schwer bewacht. Warum Mando nicht einfach in seinem beachtlichen Raumschiff Razor Crest zu der Basis fliegt und stattdessen lernt, eigensinnige Tiere zu reiten, mögen nur die Drehbuchautoren wissen.

Baby Yoda – tot oder lebendig?

Während Mando noch überlegt, wie er in die Basis kommt, taucht der Bounty-Droid IG-11 (Stimme: Taika Waititi) auf. Vor allem seine mechanischen und doch blitzschnellen Bewegungen machen IG-11 zu einer optisch interessanten Figur. Mando und er beschließen, gemeinsam Sache zu machen, weil sie beide Mitglieder der Kopfgeldjäger-Gilde sind. Aus allen Rohren feuernd – und nicht ohne Situationskomik – verschaffen sich IG-11 und Mando Eintritt. Als sie vor ihrem Ziel stehen, stellt sich heraus, dass dieses noch ein Kleinkind ist. Ein grünes Kleinkind mit großen Ohren! Es gehört offensichtlich zur selben Rasse wie Meister Yoda, weshalb das Internet dem kleinen Racker den Spitznamen Baby Yoda gegeben hat. Bei Disney selbst nennt man den Kleinen, der uns zukünftig mit Sicherheit von jeder Cornflakes-Packung, jedem Adventskalender und Schulrucksack anlächeln wird, einfach nur The Child. IG-11 will Baby Yoda töten, Mando soll ihn jedoch lebend abliefern. Mando bleibt keine Wahl, als dem Droiden IG-11 in den Kopf zu schießen, um seinen Auftrag zu erfüllen. Zudem ist Baby Yoda unwiderstehlich cute.

Fazit zu Mandalorian Folge 1

Diese erste Folge hat mich anfangs zugegebenermaßen noch nicht vom Hocker gehaut. Der Einstieg auf dem Eisplaneten sah mir zu sehr nach CGI aus, die Szene auf dem Wüstenplanet ist nicht straff genug erzählt und Werner Herzog in allen Ehren – wenn der ehemalige Imperiale mit klischeedeutschem Englisch spricht, schwingt doch irgendwie mit, dass Deutsche nun Mal die Nazis/Imperialen spielen müssen. Genug genörgelt, denn spätestens als der Bounty-Droid IG-11 auftaucht, bin ich wieder voll und ganz im „Star Wars“-Universum: und zwar im leicht rostigen, heruntergekommenen der 4-5-6-Trilogie! Nicht nur trifft die Serie „The Mandalorian“ genau die Optik von damals, sie fühlt sich auch so an und teleportiert mich in meine Jugend zurück. Eine Erinnerung kommt hoch: Ich bin am Höhepunkt meines „Star Wars“-Fantums. Irgendwo zwischen Lego-Millenium-Falke, Romanen, Comics, der überarbeiteten Trilogie auf VHS (die man als 13-Jähriger aus mangelndem Reflexionsbewusstsein ganz gut fand) und „Star Wars“-Fact-File sitze ich vor meinem N64 und kämpfe als Dash Randar auf einem Schrottplatz im Spiel „Shadows of the Empire“ gegen genau einen solchen Bounty-Droid! Und diese Rückführung in die Jugend und zur damaligen Liebe zu „Star Wars“ baut die Serie in den weiteren Episoden noch aus. Damit schafft es die Serie, mir die Gefühle meiner Jugend zu geben, während es mir gleichzeitig eine neue Geschichte präsentiert.

Als Disney+ in den USA startete und das Internet mit Memes zu Baby Yoda überschwemmt wurde, ging mir der Kleine und damit „The Mandalorian“ schnell auf die Nerven – noch bevor ich überhaupt bewegte Bilder sah. Zu kalkuliert sind die Kulleraugen, das Kindchen-Schema und die großen Ohren. Zu sehr auf lieb und Merchandise-Vermarktung getrimmt schien mir die Figur. Nach mehreren Folgen muss ich meine Meinung redigieren. Die Figur funktioniert in ihrer berechneten Unschuldigkeit und Lieblichkeit. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber Baby Yoda ist in Bewegung einfach entzückend.

Stagecraft – die neue bahnbrechende Technik

Mag die Bewertung der Handlung subjektiv sein, so ist es, was hinter der Kamera bei „Mandalorian geschehen ist, nicht. Es könnte sich ohne Übertreibung um ein Stück Filmgeschichte handeln. Gedreht wurde „Mandalorian“ nämlich in einem runden Studio, das mehr oder weniger von einem riesigen 360-Grad-LCD-Screen umgeben ist. Mussten Schauspieler früher vor grünen oder blauen Wänden spielen, zeigt dieser Screen in Echtzeit die bereits vorgefertigten Landschaften, was unter anderem der Ausleuchtung zu Gute kommt, natürlich aber auch für die Schauspielerinnen und Schauspieler Vorteile bietet. Bewegt sich die Kamera, können sich die Hintergründe automatisch anpassen, sodass die Perspektive nicht verzerrt wird. Diese Echtzeit-Render-Bilder erklären, wieso im Nachspann der Name Epic Games auftaucht. Epic Games ist im Spielemarkt einer der ganz großen Player. Zu ihren Hits gehören das derzeit beliebte „Fortnite“ und Klassiker wie „Unreal Tournament“. Ihre Unreal Engine dient zahlreichen weiteren Spielefirmen als Grundlage für deren Spiele und ist nun auch bei „Mandalorian“ zum Einsatz gekommen. Übrigens ist das nicht der erste Einsatz von Spiele-Engines beim Film: bereits für „Dschungelbuch“ arbeitete „Mandalorian“-Schöpfer Jon Favreau mit der Unity-Engine. Laut Jon Favreau hatte man diese neue Technik mit dem runden Bildschirm um die Schauspieler bei „The Mandalorian“ in einer Art behütetem Rahmen testen wollen. Stagecraft nennen sie diese neue Technik, die wohl bald auch in Blockbustern zum Einsatz kommen könnte.

Der Regisseur von Iron Man: große Namen hinter der Kamera

Jon Favreau produzierte „The Mandalorian“ und arbeitete an den Drehbüchern. Vor der Kamera kennen wir ihn als Happy Hogan, die rechte Hand von Tony Stark im Marvel Cinematic Universe. Hinter der Kamera saß er beim Live-Action-„König der Löwen, „Iron Man oder „Dschungelbucham Regiestuhl. Erfahrung mit Raumschiffen sammelte er etwa am Regiestuhl der ersten Folge der fantastischen Serie „The Orville“ oder dem nicht ganz so fantastischen „Cowboys & Aliens“.

Regie bei der ersten Episode „Mandalorian“ führte Dave Filoni, dem es als Regisseur von einigen Episoden „The Last Airbender“ gelang, Disney auf sich aufmerksam zu machen. Seither ist er einer der führenden und prägenden Köpfe hinter den „Star Wars“-Animationsserien.

Auffallend ist der lange Nachspann von „The Mandalorian“, der liebevoll mit Concept-Art hinterlegt wird. Für diese zeichnet sich (im wahrsten Sinne des Wortes) unter anderem Doug Chiang verantwortlich. Chiang arbeitete bereits an den Special Effects für Filme wie „Terminator 2, „Zurück in die Zukunft 2“ oder „Jumanji“ mit. 1993 nahm er den Oscar für die besten visuellen Effekte für „Der Tod steht ihr gut“ entgegen. Von „Star Wars 1, 2, 3“ über „Rogue One“ bis „Episode 8“ hat er auch der weit entfernten Galaxie seinen künstlerischen Stempel aufgedrückt. Wer „Star Wars“ oder hübsche Konzept-Designs liebt, sollte diesem Herrn übrigens dringend auf Instagram folgen.

Taika Waititi, der IG-11 spricht, führt in weiteren Episoden von „Mandalorian“ auch Regie. Fans lieben ihn für seine Vampir-Mockumentary „What we do in the Shadows“ (dt. Titel: „5 Zimmer Küche Sarg“). Für Marvel hat er den umstrittenen „Thor 3“ inszeniert und derzeit ist er mit dem grandiosen „Jojo Rabbit“ in den Kinos.

Abschließend sei der in Schweden geborene Komponist Ludwig Göransson erwähnt, dessen Klänge „The Mandalorian“ stimmungsvoll musikalisch untermalen. Seine Musik greift zwar nie John Williams Original-Themen auf, fügt sich aber nahtlos ins musikalische „Star Wars“-Universum. In der Vergangenheit schuf er die Soundtracks für so unterschiedliche Projekte wie die Fernsehserie „New Girl“, das Drama „Fruitville Station“, die „Rocky“-Spin Offs „Creed“ und „Creed 2“ oder die Komödie We are the Millers“. Derzeit arbeitet er zudem am Score zu Christopher Nolans „Tenet“.

In Folge 2 – „Das Kind“ von „The Mandalorian“ geht es lustvoll und amüsant mit Mando und Baby Yoda weiter und wir erfahren mehr über die Essgewohnheiten der kleinen Javas, als wir und auch Mando je wissen wollten.

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